Ostsee: TORDAS Mai 2013
Donnerstag, 9.5.2013 Hamburg - Wedel
"Hallo, schönen guten Morgen. Ich habe frische Brötchen zum Frühstück mitgebracht."
So kam Nadine am Morgen an Bord und brachte auch noch eine gute Stimmung mit. Nun war die Crew komplett.
Auslaufen konnten wir noch nicht. Hier musste alles auf die Strömungen und Gezeiten abgestimmt werden. "Wir werden um fünf Uhr Nachmittags los fahren. Da können wir den auslaufenden Strom auf der Elbe nutzen" erklärte Elke.
Und das waren die Segler mit denen ich die nächste Zeit unterwegs war:
Die Skipper:
Elke:
Elke war auf diesem Törn die Skipperin.
Sie war schon viele tausend Seemeilen, in schwierigem Gewässer, unterwegs. Souverän handhabte sie alle seemännischen Belange.
Ich war gespannt wie so ein Törn im hohen Norden läuft. Wie erwartet, wird hier das Segeln mit noch mehr Sorgfalt betrieben als in der Adria. Das ist auch notwendig, da hier viel Schiffsverkehr auf engem Raum herrscht. Ebenso sind die Wetterbedingungen im Norden schwieriger weil es sehr schnell ungemütlich werden kann.
Elke fühlte sich nicht nur an Bord des Schiffes sondern auch auf dem Einrad wohl. Das begann beim Gassigehen mit dem Hund und reichte bis zum kilometerlangen Einradausflug.
Jogi:
Jogi ist ein Tausendsassa. Er wohnt normalerweise auf der TORDAS, ist Erzeuger von exklusiven Einrädern, unerschrockener Segler von frühester Jugend an, Expeditionsleiter und langjähriger Einradfahrer.
Er war in dieser Woche nur die ersten paar Tage mit an Bord. Das war schade. Als alter Seebär ist Jogi auch ein "Gschichtldrucker" und hätte noch viel zu erzählen gehabt.
Wie viele andere Segler, träumt auch Jogi von fremden Ländern und der großen Fahrt über die Weltmeere. So nach und nach erfüllt er sich diesen Traum. Mit der TORDAS war er bereits im hohen Norden, an der Eisgrenze und in der stürmischen Nordsee. Dieses Mal wollte er den Sommer in der Ostsee verbringen.
Die Crew:
Benno:
Benno war Mädchen für alles an Bord.
Er kannte die TORDAS wie seine Westentasche, war schon auf vielen Törns mit und kann fast alles reparieren. So kletterte er schon einmal auf die Mastspitze um eine defekte Lampe zu tauschen oder bastelte im Motorraum an einer Aufhängung für die Lichtmaschine.
Benno war, wie alle anderen an Bord ein angenehm entspannter Mitsegler.
Dass er auch ein guter Einradfahrer war, bewies er bei unserem Einradtagesausflug. Er lernte das Einradfahren vor vielen, vielen Jahren mit einem selbst geschweißten Einrad.
Olaf:
Olaf, Bennos Bruder war nur die ersten paar Tage mit an Bord.
Auch er war ein langjähriger Freund von Jogi. Er kam mit nichts als einem kleinen Plastiksackerl mit seinen Sachen an Bord. "Für die paar Tage brauche ich nicht mehr. Ich will nur etwas ausspannen. Dann fahr ich wieder zurück, weil daheim so viel Arbeit auf mich wartet."
meinte er.
Leider beleidigte er gleich am zweiten Tag seinen Rücken. Er stürzte in Laboe unglücklich: als er mit dem Einrad über eine Treppe hinunter fahren wollte, flog das Einrad unter seinen Beinen weg und er landete unsanft mit dem Rücken auf der Treppe Das zwang ihn zu noch mehr Ruhe, als erwartet.
Nadine:
Nadine war ebenfalls auf der TORDAS fast schon zuhause. So wie viele der Hamburger Einradfahrer, war sie schon öfter mal mit Elke und Jogi auf See. Das Segeln hatte Nadine so gepackt, dass sie vor kurzem einen Segelkurs mit erfolgreicher Prüfung absolvierte. Die frischgebackene Segelscheinbesitzerin, stand daher viele Stunden begeistert am Ruder oder übte Knoten.
Auch sie war nur kurz an Bord um den Auftakt der großen Reise mitzuerleben. Im Laufe des Sommers wollte sie noch mal für längere Zeit an Bord kommen.
Malte:
Malte war der Jüngste an Bord. Hier war er so etwas wie ein Schiffsjunge: Er kannte sich an Bord ganz gut aus und war bei allen Arbeiten dabei. Er half bei den Hafenmanövern genau so wie beim Geschirrspülen oder Gassigehen mit den Hunden.
Natürlich war er genau wie die anderen ein guter Einradfahrer.
Malte blieb nur ein paar Tage an Bord Seeluft schnuppern. Dann wurde er von seinen Eltern abgeholt.
Charly:
Ich war der Oldie an Bord. Nadine, Elke und Jogi kannte ich bereits von diversen Einradtreffen. Die Anderen traf ich hier zum ersten Mal.
Leider war ich immer noch etwas lädiert. Mein linker Fuß schmerzte noch und war geschwollen. Ich war vor über einem Monat mit dem Einrad gestürzt und bin dabei über eine Gehsteigkante umgekippt.
Trotzdem versuchte ich so gut es ging überall mitzuhelfen. Elke verpasste mir Fußwickel, die gut halfen. So konnte ich gegen Ende der Woche sogar schon wieder Einrad fahren.
Die Hunde:
Es gab auch zwei Hunde an Bord: Rusty und Maja.
Bordhunde sind auf Segelbooten nichts ungewöhnliches. Ein Hund an Bord macht nicht viel Mehrarbeit.
Bei längeren Fahrten, muss man damit klar kommen, dass das Deck auch ein Hundeklo ist. Mit ein paar Kübeln Wasser sind diese Spuren jedoch schnell beseitigt. Nur bei den Landgängen muss jemand zuerst mit dem Hund Gassi gehen während der Rest der Crew gemütlich ein Anlegerbier trinkt.
Vor vielen Jahren war auf einem Segeltörn ebenfalls ein kleiner Hund an Bord das war damals ebenso kein Problem.
Rusty:
Rusty war ein netter aber eigensinniger Terrier. So wie Terrier eben sind. Er ließ sich nicht anfassen und schnappte nach den Waden, wenn man ihm zu nahe kam.
Es ist eben nicht jeder Hund ein Kuschelhund, zumindest nicht zu Fremden. Ich fand das durchaus OK so und hatte mit ihm auch keine Probleme.
Maja:
Maja war eine Bordercollie Hündin.
Aufgeweckt, verschmust und immer dabei. Darum durfte sie auch an Bord bleiben, als Rusty mit den Anderen von Bord ging. Beim Segeln war Maja meistens im Cockpit. Wann immer sich die Gelegenheit bot, legte Maja sich jemandem auf den Schoß
Oft sind wir mit dem Einrad Gassi gegangen, was dem Hund und der Begleitung gleich viel Spaß bereitet hatte. Dabei sind dann gleich ein paar Kilometer gefahren worden. Ein guter Morgensport sozusagen.
Jetzt geht's los
"Gute Fahrt" riefen uns die Leute von den anderen Booten im Hafen zu als wir um fünf Uhr Nachmittags ablegten. Alles war verstaut, die Einräder an der Reling festgezurrt, nun konnte nichts mehr schief gehen.
Schon nach wenigen Metern kam eine Schleuse in Sicht. Wegen der manchmal verheerenden Sturmfluten, hat Hamburg einen gut ausgebauten Hochwasserschutz. Dazu gehören hohe Dämme entlang der Elbe und Schleusen.
Über Funk meldete Jogi dem Schleusenwärter, dass wir kommen und in die Elbe raus fahren wollten. Das Schleusen ist eine unproblematische Angelegenheit:
Reinfahren - warten bis der Wasserstand ausgeglichen ist - raus Fahren.
Vom Hamburger Hafenfest bekamen wir nichts mit. So schipperten wir an Lagerhallen, Hafenkränen und Industriegebieten die Elbe stromab. Es gab nicht viel zu tun. Der Steuermann mute auf den Kurs und die Bojen und die anderen Schiffe achten. Alle anderen machten es sich gemütlich.
"Ha, war das schön. Endlich wieder Wasser unter den Füßen."
Bald erreichten wir den Yachthafen Wedel. "Das hier ist der offizielle Hamburger Yachthafen. Im großen Stadthafen ist inzwischen kein geeigneter Platz für die vielen Segelboote. Es gibt nurmehr wenige Plätze, so wie der, wo wir her kommen" erklärte Jogi. "Und es ist auch angenehmer, vom Stadtrand loszusegeln ohne erst das ganze Hafengebiet zu durchfahren."