MUNI Touren 2011
17. 7. 2011 Bad Goisern Einrad Downhill
"Der Einrad Downhill in Bad Goisern ist bald. Soll ich es dieses Jahr versuchen?" überlegte ich zwei Wochen vor dem Rennen. Schließlich war es ein alter Traum von mir, einmal in Bad Goisern mitzufahren. "Immerhin, bin ich schon einige Berge runter gefahren. Sogar das ELBET habe ich geschafft und zur Not kann ich ja die schwierigen Passagen schieben." machte ich mir Mut.
Dann gab ich mir einen Ruck und meldete mich an.
Mein Können schätzte ich so ein, dass ich hoffte heil im Ziel, unter einer dreiviertel Stunde anzukommen.
Die Hauptsache war: Dabei sein, Spass haben und viele Einradfahrer treffen.
Nachdem ich mich angemeldet hatte, blieb noch eine Woche Zeit. Ich war in Wien und musste arbeiten.
Trotzdem wollte ich noch meine "Downhill Skills" verbessern. Neben der Arbeit blieb da nicht viel Zeit, außer in der Früh.
"Auf was habe ich mich da schon wieder eingelassen?" fragte ich mich, als um sechs Uhr der Wecker läutete. Zum Aufwärmen fuhr ich von der Hütteldorfer Straße hinauf zur Baumgartner Höhe. Dann ging es weiter in den Dehnepark.
Der Dehnepark ist ein gutes MUNI Übungsgelände. Es gibt jede Menge Singletrails aller Schwierigkeitsgrade. Ich versuchte mich an verschieden leichten und schweren Stellen.
Als ich gerade ein steiles Stück zwischen den Bäumen runterfuhr, sagte eine etwas ältere Dame zu ihren beiden kläffenden Hunden: Seid ruhig, sonst sind wieder wir schuld, wenn der sich weh tut, weil der hat ja nur ein Rad. Ob die Dame wohl bereits schlechte Erfahrungen gemacht hatte?
Nach einer Stunde kam ich fix und fertig und durchgeschwitzt wieder daheim an.
Das wiederholte ich noch zwei mal. Am Freitag etwas später, weil Ivo mitkommen wollte. Zu Zweit machte das Herumfahren im Park gleich viel mehr Spass.
Am Sonntag war es dann so weit. Um sieben Uhr in der Früh startete ich nach Bad Goisern. Von Salzburg aus, war es nicht so weit, so dass ich früh genug zu Trainingslauf und Streckenbesichtigung ankam. Die Strecke war noch schwieriger, als ich befürchtet hatte. Dummerweise stieß ich bei einem Abstieg mit voller Wucht, mit dem Fuß an einen Stein. Die große Zehe tat so weh, dass ich nur noch fahren aber nicht gehen konnte.
Nach diesem Trainingslauf, holte ich mir erst einmal die Startunterlagen. "Sei bitte schon um ein Uhr beim Shuttlebus" meinte das Mädel an der Startnummernausgabe. "Wir haben fast hundert Einradfahrer, die wir alle hinauf bringen müssen."
Bei so großen Veranstaltungen gibt es meistens eine Verkaufsmesse der diversen Radausrüster. Es gab von Radersatzteilen bis zur Bekleidung alles zu kaufen. Während der Trainingsfahrt hatte ich mir die Haut am Daumen leicht aufgerissen. Ich verwendete zwar Inlineskater Handschützer, diese boten im Gelände leider zu wenig Schutz. Auf dem Radlermarkt kaufte ich daher sehr gute Mountainbike Handschuhe. Die Qualität hatte ihren Preis: fünfunddreißig Euro musste ich dafür ablegen.
Dann setzte ich mich in ein nahes Kaffee auf ein kleines Frühstück und schaute dem Treiben zu.
Für einige Einradfahrer bietet das gewöhnliche Einradfahren kaum mehr eine Herausforderung. Verblüfft beobachtete ich, wie die Jungs mit dem Einrad auf der Slackline mehr oder weniger weit voran kamen.
"Hoffentlich ist der Zeh nicht gebrochen und die Bergschuhe haben das Schlimmste verhindert" dachte ich während ich so gegen zwölf Uhr zum Parkplatz humpelte. "Aufgeben tut man einen Brief aber kein Rennen. Es wird schon gehen." machte ich mir mit einem dummen Spruch Mut.
Dieses Jahr regnete es nicht, sondern wir hatten einen der wenigen heißen Tage dieses Sommers. So schaute ich, dass ich mit einem der ersten Shuttles auf den Berg zum Startplatz kam. Dort war es etwas kühler und schattiger.
Langsam kamen mehr und mehr Einradfahrer zum Startplatz hinauf. Einige Starter kannte ich schon von früheren Veranstaltungen.
Ich war erstaunt, wie viele Einradfahrer aus Österreich kamen. Anscheinend verplempern nicht alle so viel Zeit im Einradforum wie ich. Und so kannte ich nur sehr wenige der heimischen Einradfahrer.
Um viertel vier Uhr war es endlich so weit: Der Start begann.
Zuerst starteten die schnellen jungen Herren, dann die ebenfalls schnellen jungen Damen, dann die älteren Herren, wo auch ich dabei war und zuletzt die Kinder und Jugendlichen.
Wir starteten immer mit ein paar Minuten Abstand damit es bei den Engstellen kein Gedränge gab.
Auch wenn es bei mir um Nichts ging, machte es doch einen Unterschied, ob ich nur zum Spass den Berg runter fahre, oder ob es einen Start und ein Ziel gibt. So hatte ich durchaus den Ehrgeiz nicht zu trödeln, sondern meinem Können entsprechend, flott zu fahren.
Den ersten Teil der Strecke kannte ich bereits von der letzten Tour mit Digger. Das war eine schlammige Forststraße, mit tiefen Rillen und Steinen. Der Schlamm war bereits am fest werden, was das Fahren noch schwieriger machte. Ich kam zwar langsam, dafür fast ohne Abstieg voran.
Nach ein paar hundert Metern bog ein schmaler Wanderweg nach links ab. Überraschenderweise fuhr ich diese Stelle ohne Abstieg. Dann wurde der Weg etwas breiter und relativ einfach zu fahren. Bei einer kleinen Brücke aus Baumstämmen stieg ich ab, weil ich mir diese Stelle einfach nicht zutraute. Dann ging's wieder recht gut voran. Bei den schwierigen, steilen Stellen stieg ich ab, während die Könner da wie Nichts runterfuhren.
Ich war jedoch nicht der Einzige, der an einigen Stellen schob.
Alles ohne Absteigen schaffte Niemand. Selbst der Sieger hatte zwei Abstiege.
So schaffte ich einen großen Teil der Strecke relativ schnell und gut.
Die nächste Schwierigkeit war eine schräge Wiese, die es zu queren gab.
Ich fuhr etwa zwei Drittel, dann fiel ich vom Rad und konnte nicht mehr aufsteigen.
Ab da begann das große Schieben. Der Weg wurde nun sehr steil mit Wurzeln und Steinen und Treppen.
Gleichzeitig wurde ich nun von den schnelleren Jugendlichen überholt.
Ich versuchte zwar immer wieder ein Stück zu fahren, aber den größeren Teil schob ich.
Nachdem die schwierigen Waldpassagen hinter mir lagen, konnte ich nun den letzten Kilometer noch einmal Gas geben. Bis zum Ziel war der Weg nun flacher und führte teilweise eine asphaltierte Straße entlang.
So kam ich schließlich weit hinter den Siegern, aber nicht als Letzter ins Ziel.
Meine Wunschzeit von maximal vierzig Minuten hatte ich mit rund zweiunddreißig Minuten klar unterboten.
Das war eine tolle Veranstaltung und ich freue mich, dass ich da teilgenommen hatte.
Nach der Siegerehrung und einer kleinen Einradshow von David fuhr ich zufrieden heim.