Kroatien-Törn: CARINE Mai 2005

Mittwoch, 4.5.2005 Telascica (DUGI Otok):

Werner

Wir frühstückten um halb Sieben und legten zeitig ab. Der Wind war nicht sehr stark, reichte jedoch zum Segeln. Als wir ein Stück von Zirje entfernt waren, prüfte Ernstl den Wind: "Es schaut ganz gut aus" meinte er, "Setz ma die Segel". Segel setzen, war inzwischen ein Routinemanöver. Werner wollte seine Muskeln spielen lassen und das Großsegel setzen. Das Segel wird die ersten zwei Drittel direkt mit der Hand aufgezogen, der Rest je nach Wind mit der Winsch hinauf gekurbelt. Ich stand am Mast und machte das Großfall klar. Als ich die Dirk, welche sehr stark gespannt war, etwas fieren wollte, rutschte mir die Leine durch die Hand. Als Dirk wird die Leine bezeichnet, welche den Großbaum hält, wenn kein Segel gesetzt ist. Unglücklicherweise stand Werner genau in dem Moment unter dem Baum, als mir die Dirk durch die Hand rutschte. Es machte einen lauten Krach, gefolgt von einem Aufschrei. Werner hatte den Baum mit voller Wucht auf den Schädel bekommen.
Obwohl Werner immer so sanftmütig wirkte, hatte er doch einen Dickschädel, der härter als Aluminium war. Er war mit dem Schrecken und einer kleinen Beule davon gekommen. Wir hatten echt Glück, dass es so glimpflich ausging.

Ernstl

Ernstl hingegen, schlug sich den Kopf selber überall an. Ob beim Niedergang oder am Sonnendach, nach vier Tagen war er schon stark gezeichnet. Für einen großen Mann, war es auf einem engen Boot auch schwer, sich nicht an jeder Ecke anzustoßen. Immer wieder hörte ich es krachen, gefolgt von lautem Fluchen.


Unser Kurs in nordwestlicher Richtung, führte an den Kornaten vorbei.
Die Kornaten, oder der Nationalpark Kornati, sind eine kahle, faszinierende Inselgruppe. Entwaldet wurden die Inseln vor langer Zeit als noch sehr viel Holz für den Schiffsbau gebraucht wurde. Die Kornaten waren früher von den verschiedensten Völkern besiedelt. Jetzt waren nurmehr die verkarsteten, sanften Hügel übrig.

Kornati

Die Inseln bestehen aus der lang gestreckten Hauptinsel Kornat und vielen kleinen Inseln. Insgesamt umfassen die Kornaten etwa hundertfünfzig Inseln, die zum Teil senkrecht zum offenen Meer abfallen.
Diese Steilwände erfreuten sich auch bei Tauchern großer Beliebtheit. Leider hatte ich dieses Vergnügen noch nicht.

Klippen
Telascica

Die nächste anschließende Insel zu Kornat war DUGI Otok die "lange Insel". Dugi Otok war nur durch eine schmale Durchfahrt von Kornat getrennt.
Hier befand sich der Nationalpark Telascica. Das war eine lang gestreckte, verzweigte Bucht, an der Südseite von DUGI Otok. Wir fuhren fast eine Stunde, bis wir in der vorletzten Bucht an einer Boje fest machten.


Da es noch nicht sehr spät war, freute ich mich schon auf eine laufende Inselerkundung. Wolfgang und Werner wollten mich mit dem Schlauchboot an Land bringen. Vorher tranken wir ein isotonisches Getränk, einen Hopfensaft aus der Dose. Ich wollte ja während des Laufens nicht dehydrieren. Ich steckte mein Handy ein. Dann konnte es losgehen. Es gab einen Anleger, in einiger Entfernung zu unserem Liegeplatz. Mit Hilfe des zwei PS Außenbordmotors brauchte das Schlauchboot fünf Minuten.

Laufstrecke bergauf

Ich stieg an Land, Werner und Wolfgang blieben noch um sich die Beine zu vertreten.
Laut Seekarte gab es einen Weg, der um die ganze rückwärtige Bucht führte. Da auf den Seekarten keine Höhenlinien eingetragen waren, vermutete ich schon vorher, dass es wieder ein Berglauf wird.
Der Weg an dem mich die Beiden absetzten führte in zwei Richtungen. Nach rechts zu einen Salzwassersee und nach links den Berg hinauf. Den Salzwassersee kannte ich bereits von früheren Segeltörns. Es gab dort Verkaufstände für Ansichtskarten und den üblichen Krims Krams, sowie den See.
Also nach links die Bergstrecke. Die ersten paar hundert Meter, waren nicht besonders interessant. Ein grober Asphaltweg führte bergan durch niedriges Buschwerk.

Unser Schiff ganz hinten

Die Strasse schlängelte sich um eine Bucht nach der Anderen. Es ging Bergauf und wieder bis zum Wasser hinunter. "Na das wird beim Rückweg ganz schön in die Beine gehen." fürchtete ich. Nachdem ich einige Buchten umrundet hatte, gab es eine gute Sicht zurück zu unserem Boot. Das einsam, weit weg, an seiner Boje hing.
Dieses Mal gab es am Straßenrand Kilometertafeln. Das war angenehm, da ich nun nach der Entfernung und nicht nur nach der Uhr laufen konnte. Der weitere Weg führte immer steiler nach Oben.

Olivenbauern

Nun so hoch sind die Inseln nun auch wieder nicht. Nach fünf Kilometern konnte ich auf der anderen Seite schon wieder das Meer sehen. Vor mir breiteten sich die Inseln zwischen DUGI Otok und dem Festland aus. Als ich die ersten Häuser von ZAGLAV erreichte, kehrte ich um. Hier war ich schon vor einigen Jahren einmal gelaufen. Allerdings kam ich von der anderen Seite hoch, bis zum höchsten Punkt dieser Strasse. Ich hatte noch gut die kleinen Steigungen zwischendurch in Erinnerung, darum schonte ich meine Kräfte beim bergab Laufen. "Dobre Dan" grüßte ich ein paar Bauern die von ihren Olivenhainen heimfuhren. Das zweirädrige Gefährt, das sie benutzten, war auf den kroatischen Inseln weit verbreitet.


Rudern tua i nur zur Not

Wieder zurück beim Anlegersteg, rief ich Wolfgang an: "Ich bin wieder da. Ihr könnt mich abholen." sagte ich. "Ich hoffe du bist nicht zu müde" antwortete Wolfgang. "Der Motor streikt. Wir müssen Rudern" "Äh... Das ist ein Scherz, nicht wahr?" fragte ich. "Nein, nein! Du wirst ja sehen" sagte Wolfgang. "Motorboot, Motorboot. Rudern tua i nur zur Not" sang ich vor mich hin, während ich wartete. Bald hörte ich den zwei PS Suzuki brummen. "Na, da habt ihr mich aber schön erschreckt!" rief ich, als die Beiden in Sichtweite kamen. "Nein, das stimmt!" versuchte mich nun auch Werner zu überzeugen. "Als du weg warst, ist der Motor nicht mehr angesprungen. Wir mussten zurück paddeln". "Dann haben wir das volle Programm mit Zündkerze und Vergaser reinigen absolviert." schimpfte Wolfgang. "Das gibt es ja nicht. Ich möchte einmal einen Segeltörn erleben, wo es keine Probleme mit dem Beibootmotor gibt." meinte ich, froh nicht rudern zu müssen.


Wieder an Bord angekommen, sprang ich ins Wasser. "Ah, ist das fein!" freute ich mich, als ich ein paar Minuten im frischen Wasser umher schwamm. "Das ist die Belohnung nach dem Laufen. Das gibt es nur beim Segeln." Als ich genug erfrischt war, das Wasser hatte etwa achtzehn Grad, wartete bereits das Abendessen. Es gab Erdäpfelgulasch.

Als wir gerade das Essen aufdeckten, flitzte ein schnelles Schlauchboot übers Wasser. Wolfgang sagte darauf hin: "Das ist sicher der Kassier, der den Eintritt für den Nationalpark kassiert." Damit hatte er richtig getippt. Kurze Zeit später waren auch wir mit dem Bezahlen an der Reihe. Der Eintritt betrug inklusive Bojenbenützung vierzig Kuna pro Person, das sind knapp sechs Euro.

Zum Abschluss des Tages färbte sich der Himmel rot.
"Schaut, da rechts Hinten, ganz Oben, da war ich. Ich konnte auf der anderen Seite wieder hinunter schauen." erzählte ich von meinem Laufabenteuer, als wir gemütlich bei Rotwein den Tag ausklingen ließen.

Sonnenuntergang

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© Fotos, Idee und Ausführung von Karl Obermayer
Viele Fotos stammen auch von Ernstl, Werner, Wolfgang und Peter.
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Letzte Änderung: 9.3.2014
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